Der ohnehin schon seit Langem vom Aussterben bedrohte Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) (Rote Liste 1 in Deutschland), hat (mindestens) in Unterfranken an mehreren Stellen in den letzten Jahren massive Einbußen hinnehmen müssen.
Wie schon berichtet steht die Population in der Nähe von Hammelburg offenbar kurz davor ihren Standort „aufzugeben“.
Die heißen vergangenen Jahre, haben die Art dort in den vergangenen 3 Jahren dazu gezwungen, die sonnenexponierten Bereiche komplett zu verlassen, aber auch die „schattigeren“ Bereiche waren dieses Jahr fatal schlecht besetzt. Dazu kommt, dass bei „Pflegemaßnahmen“ (keine Ahnung, ob die in der Form behördlich oder privat waren) auch die Futterpflanze Fetthenne teilweise mit abgeschnitten wurde.
In anderen Bereichen des Habitats ist sie seit diesem Jahr nahezu völlig verschwunden (und der Falter natürlich ebenso).
Wie schon im Verlauf in diesem lepiforum Thread erwähnt, steht es um die ehemals große Orion-Population bei Retzbach noch erheblich schlimmer.
Der dort nicht namentlich erwähnte Bekannte, Robert Hock, Dozent an der Uni Würzburg hat uns am 04.06.2021 folgendes traurige Fazit zugesandt, welches wir nach Rücksprache öffentlich zitieren dürfen:
ich hatte ja noch Hoffnung, weil soviele andere Arten in 2021 auch sehr spät kamen/kommen. Wir haben heute deshalb bei gutem Wetter nach S.orion in Retzbach und Retzstadt gesucht. Weder Falter noch Eier. Die Population scheint dort ausgestorben zu sein. Das bestätigt auch nochmals die Suchergebnisse von vielen anderen Personen. Die Gründe?
1. Beim Artensterben erreichen wir nach vielen Prognosen und wissenschaftlichen Publikationen 2025 (im günstigsten Fall 2030) die kritische Schwelle, ab der vielen Populationen nicht mehr Überlebensfähig sein werden. Kleine sowieso schon isolierte Populationen rutschen unter die Schwelle stabil zu bleiben und haben keine Chance. Sie können uns natürlich auch schon früher verlassen. Die kleinen isolierten Populationen des S.orion sind sicher bei den Ersten. Wenn dann noch andere faktoren dazu kommen…
2. Eine Idioten-Inzidenz von 10-15% unter den Fotografen und selbsternannten Naturliebhabern, die alles niedertrampeln und Falter mit Netzen fangen oder Eier ablesen, kann hier ihren Beitrag geleistet haben. Vor zwei jahren wurden 3 Männer beobachtet, einer mit Netz, der S.orion nachstellte. Angeblich um die Falter genau zu bestimmen!? Konsequenz: Keine Fundorte mehr ins Internet stellen.
3. Letztes Jahr wurden wohl die Fetthennen „freigestellt“, entbuscht und oberhalb der Mauern aufgeräumt. Man kann sehen, dass auch etliche Fetthennen dabei abgeschnitten wurden. Wann wurde das gemacht? Eier abgeräumt? Puppen weggefegt? Hat eine Artenschutzmaßnahme der Population den Rest gegeben? Konsequenz: Bei Artenhilfsprogrammen genau aufpassen. Sie helfen sonst der Art vielleicht einfach schneller auszusterben.
Es wird leider Jahr für Jahr offensichtlicher, dass wir bereits 5 nach 12 haben! Umso erbärmlicher und schändlicher ist es, dass die Thematik in der Politik noch immer eine VIEL ZU WEIT untergeordnete Rolle spielt. Es sollte es doch so langsam jedem klar sein, dass der ganze „erarbeitete“ Reichtum einem selbst (und logischerweise auch den Kindern) nichts mehr bringt, wenn der Lebensraum Erde in einer Kettenreaktion wie ein Kartenhäuschen zusammenfällt.
Jede Partei und jedes Land muss gefälligst jetzt damit anfangen alles Erdenkliche dafür zu tun, gemeinsam(!) die Havarie unseres Öltankers zu vermeiden.
Man muss kein Genie sein, um zu verstehen, dass auch ein Not-gebremster Öltanker bis zum Stillstand noch richtig viel kaputt macht, oder?
Stattdessen bisher tendenziell gesellschaftlich verbreiteter ist hingegen eher sowas wie:
- „Lasst uns die Erde mit Vollgas ganz zerstören, um noch rechtzeitig von ihr entkommen zu können“ (viel zu trendiger Gehirnpfurz – das klappt so nicht)
- „Wenn ich davon jetzt nichts hören will, haben meine Kinder als Konsequenz eine schöne Zukunft“ (wäre praktisch, aber klappt so nicht – Augen auf!)
- „Wir können ja jetzt schlecht unser mühsam errichtetes Vetterleswirtschaft-Korruptionsnetzwerk für unrentables Überleben aufgeben, ODER WAS?“ (Prost!)
- „Ich hab leider nicht den Hauch einer Vorstellung wie verdammt nah wir gerade am Abgrund balancieren“ (das ist leider ein großer Teil, weil in die Richtung auch keine flächendeckende Aufklärung betrieben wird/gewollt ist)
- „Mir doch egal – mein Auto macht laut brumm-brumm, und den Müll kann ich direkt aus dem Fenster schmeißen“ (Fall hin und schrapp Dir das Knie auf!)
- „Ach, ist doch eh schon alles zu spät“ (ja, kann gut sein, aber einfach resignieren und außer sich selbst bemitleiden einfach Null machen ist trotzdem ein bisschen dünn, oder)
- „Die Ausländer machen doch alles kaputt und nicht wir“ (Echt jetzt? Schäm Dich!)
Edit: Unflätiges Gemaule entfernt – geht ja auch ohne.
[…] *Onlineliteratur: https://www.lepidopedia.de/massiver-rueckgang-von-scolitantides-orion-fetthennen-blaeuling-in-unterf… […]