Unsere letzten Blog Einträge liegen offensichtlich doch schon recht lange zurück. Das bedeutet aber nicht, dass wir das Interesse an den kleinen Paddlern verloren hätten –
im Gegenteil. Wir nutzen jede Gelegenheit um auf Schmett-Safari zu gehen.

So haben wir auch dieses Jahr wieder etliche schöne (gibts auch andere?) und sehr seltene Schmetterlinge „erbeutet“, viele davon waren für uns sogar Erstsichtungen.
Vor allem in unserem einwöchigen Urlaub in Baden-Württemberg konnten wir so manche Raritäten auf unserer „To-See“ Liste der Tagfalter Deutschlands abhaken.(so hatten wir z.B. erstmalig Großes Wiesenvögelchen, Hochmoorbläuling, Hochmoorgelbling, Violetter Feuerfalter, Blauschillernder Eisvogel, Mittlerer Perlmuttfalter u.a. vor der Linse). Und obwohl die „Jagdsaison“ noch nicht mal vorbei ist, freuen wir uns jetzt schon wieder auf ein erneutes Treffen mit den alten Bekannten, denn auch der tausenste rote Scheckenfalter ist immer wieder eine Freude.

Dieses Jahr hatten wir kaum Zeit den Blog ständig mit neusten Abenteuern zu befüllen, weshalb wir eigentlich vorhatten gegen Jahresende ein großes 2016 Special zu machen. Das wird voraussichtlich immer noch kommen, aber gestern haben wir eine recht sensationelle Doppelentdeckung gemacht, die wir Euch nicht vorenthalten wollen:

Ohne große Erwartungen entschlossen wir uns recht spontan für einen Ausflug zu den schönen Karlstädter Trockenräsen (Edelweiß), um dort mal nach podalirius, semele, machaon & friends zu schauen.

habitat-edelweiss

Blick von den Karlstädter Trockenhängen ins Tal

Das hat auch prima geklappt, podalirius war trotz später erster Generation auch in der zweiten ganz ordentlich unterwegs, semele waren an dieser Stelle „gewohnt übersichtlich“ und machaon konnte nach seiner lausigen ersten Generation ganz nett zulegen – also alle schnell „gemanaged“ könnte man sagen….

Da der Tag mit gerade mal 13:00 Uhr noch recht jung war beschlossen wir zurück zu unserem treuen Lutz zu gehen um noch ein anderes NSG zu besuchen. Kaum den Rückweg eingeschlagen, mussten wir unseren weiteren Tagesplan allerdings komplett über den Haufen schmeißen: Direkt vor uns kam ganz gemütlich eine Berghexe angepaddelt und süffelte sich ganz genüsslich von einer Blüte zur nächsten.

„DAS IST BRISEIS!“

schrie ich, der Marcel und die Auslöser unserer Kameras überschlugen sich in den kommenden Minuten förmlich.
Hierbei muss man erwähnen, dass die letzte Sichtung in diesem Landkreis beinahe 20 Jahre her ist…
(abgesehen von einer weiteren Einzelsichtung 2010 siehe Kommentar von Oliver Böck: http://www.lepiforum.de/2_forum_2013.pl?page=1;md=read;id=29531).
Nach einigen Minuten und etlichen Blütenwechseln später, schwirrte die Hexe mit ihrem Besen davon und der Spuk schien vorbei.

„Wow“, dachten wir uns – „Berghexe in Nordbayern wiederentdeckt!“
„Hammer!“ „Die Sensation ist perfekt!“
„Nette Belegbilder gemacht!“ „Mission completed! „Das ist nicht zu toppen!“

Aber weit gefehlt, das war durchaus zu toppen: Wir blieben natürlich noch und schauten uns weiter um. Einen Segelfalter und zwei Schwalbenschwänze (oder nicht einmal 30 Minuten) später landeten wir fast exakt wieder an der Stelle, an der uns die Hexe über den Weg paddelte. Es blieb bei der einen Hexe, aber wir grinsten immernoch über beide Ohren und dann setzte Kathrin dem schier Unmöglichen noch eins obendrauf:

„ICH GLAUB DA IST EIN DRYAS!“

Und tatsächlich, als wir uns dem recht agil nektarsuchenden Tierchen näherten, war eine Verwechslung ausgeschlossen. Vor uns flog mit 100%iger Sicherheit ein Blaukernauge – ein ebenfalls äußerst seltener Tagfalter, der allerdings in dieser Region nicht „nur ausgestorben“ ist, sondern weit und breit noch nie gesehen wurde!

„WAS ZUM GEIER“ ( http://www.lepiforum.de/2_forum_2013.pl?page=1;md=read;id=29514 )
brachte es ganz gut auf den Punkt, vermutlich ist selbst ein 6er im Lotto wahrscheinlicher (wenn man spielen würde). Nach einer recht langen Fotosession mit einem übereifrigen dryas (war vermutlich genauso aufgeregt wie wir :)) beschlossen wir, unsere sehr knappen Wasservorräte an der Tanke aufzufüllen und nochmal von der Flugplatzseite kommend weiterzusuchen – außer einem Sonnenstich gab es dort allerdings nichts mehr zu ergattern…