Vom Donnerstag, den 30.07.2020 bis Sonntag, den 02.8.2020 machten wir eine 4-Tage-Tour nach Brandenburg mit kurzen Abstechern nach Polen und Thüringen.
Übernachtet haben wir 3x in Spremberg, von der Stadt gesehen haben wir – nix!
Viel zu beschäftigt mit Schmetterlingen und Wandern und Abends so k.o., dass es jedes Mal nur noch zum Schmausen und Cocktails schlürfen gereicht hat… 🙂 Das Wetter von Do. bis Sa. war „übergut“. Keine einzige Wolke und ziemlich heiß. Viele mögen das ideal finden, aber für eine Schmetterlings-Safari ist das suboptimal. Die Tiere waren fast alle sehr aufgedreht und etliche haben sich in die Wälder verkrochen (und selbst dort hielten sie nicht immer still).
Am Anfahrtstag plantschten wir erstmal „traditionell“ im Bergheider See, suchten dann vergeblich Hipparchia statilinus (Eisenfarbiger Samtfalter) und tingelten mit einigen Zwischenstopps im Umkreis Freienhufen/Großräschen Richtung Spremberg. Hipparchia alcyone (Kleiner Waldportier) und Hipparchia semele (Ockerbindiger Samtfalter) waren wie auch an den folgenden Tagen sehr viele unterwegs, allerdings alle ziemlich aufgedreht.Trotz ~5 Stunden Fahrt haben wir zumindest 10 km zu Fuß zusammenbekommen – besser als nix 🙂
Den Freitag haben wir für unsere Erstsichtung von Argynnis laodice (Östlicher Perlmuttfalter) eingeplant. Ein Bekannter hat uns freundlicherweise 2 Fundorte auf polnischer Seite nahe an der Grenze zu Deutschland verraten (Vielen Dank auch nochmal hier!), sodass wir im Vorfeld noch einige weitere „auf google maps ähnlich aussehende“ Stellen heraussuchen konnten. So suchten wir erstmal bei den Seen bei Groß Schacksdorf (etwa hier), wo es außer Heteropterus morpheus (Spiegelfleck-Dickkopffalter), Nymphalis antiopa (Trauermantel) und (wie fast überall in der Ecke) Pyronia tithonus (Rotbraunes Ochsenauge) nicht viel Spannendes gab.
Die google-seitig ebenfalls rausgepickte Stelle weiter im Süden haben wir ausgelassen und sind dann (nach einem kurzen spontanen Zwischenstopp) direkt weiter zu den Seen bei Mulknitz (etwa hier) gegondelt, wo außer Hipparchia semele (Ockerbindiger Samtfalter) quasi gar keine „tollen“ Tagfalter unterwegs waren.
Trotzdem beides sehr schöne Ecken, die nicht nur für Vogelfans interessant sind.
Wir haben nicht wirklich damit gerechnet mal eben über Argynnis laodice (Östlicher Perlmuttfalter) zu stolpern, aber versuchen kann man es ja mal. Als nächstes steuerten wir die nördlichere der beiden polnischen Stellen an. Dort angekommen beäugten wir das Habitat erstmal von außen. Insgesamt recht unscheinbar – ein kleine gemähte Wiese mitten im Wald, am Waldrand einige Pflanzen Dost, die auch ziemlich gut von diversen Tagfaltern besucht waren. Von A. laodice aber keine Spur.
Einige Zeit später entdeckten wir einen kleinen Trampelpfad, der tiefer in den Wald führte. Wir folgten diesem und schon nach einer Minute landeten wir auf einer Art mooriger Minilichtung die gestopft voll von Schilf und Dost war. Offenbar scheint diese Stelle bei Tagfalterfans recht bekannt zu sein, denn zwischen den Pflanzen schlängelten sich mehrere gut ausgetretene Trampelpfade, die zu den jeweils nächsten Dost-„Büscheln“ führte. Zu unserem Glück konnten wir uns so problemlos den Pflanzen nähern.
Nach kurzer Zeit entdeckten wir auch schon A. laodice – aber nicht nur einen, sondern gleich zwei – bei der Kopula! Leider flüchtete das Pärchen schon, bevor wir auch nur ein halbwegs brauchbares Bild aus der Ferne machen konnten, aber die Erinnerung daran, dass unsere Ersten gleich eine Kopula war bleibt. 🙂
Insgesamt waren es letztendlich 5 Falter, die wir zählen konnten. Da uns trotz ausgetretener Wege nicht sehr wohl dabei war mitten im Habitat zu stehen, waren wir ganz froh drum, als uns einer der Falter mehr oder weniger „zum Ausgang“ geleitete, indem er sich alle paar Meter immer wieder mal zum Futtern hinsetze – nur um dann wieder ein Stückchen weiterzufliegen (ein subtiles „So, reicht – raus hier!“ möchte man meinen).
Kaum haben wir das Waldstück verlassen näherte sich auch schon ein Trupp von drei Personen dem Gebiet. Da wir leider keine Silbe polnisch sprechen und uns auch langsam auf den Fahrtwind freuten, zogen wir es vor nicht für einen Smalltalk zu warten und schlenderten in entgegengesetzer Richtung wieder zu unserem Bob, der im Schatten auf uns wartete.
Es sind zwar nur sehr wenige schöne Bilder und ein schönes 4k Video dabei rausgekommen, aber was will man mehr – die Hauptzielart war im Kasten und wir haben endlich mal laodice gesehen – yuchuuh!!
Da es noch etwas früh am Tag für Cocktails war, machten wir im Anschluss noch einen Abstecher zum sächsischen/südlichen Teil der „Slamer Heide“ östlich von Zerre. Sowohl Hipparchia alcyone (Kleiner Waldportier) und Hipparchia semele (Ockerbindiger Samtfalter) als auch Hyponephele lycaon (kleines Ochsenauge) waren ziemlich stark vertreten.
Fliegt Fabriciana niobe (Mittlerer Perlmuttfalter) eigentlich noch in der Region? Einige Fabriciana/Argynnis/Speyeria sahen aus der Ferne schon „verdächtig“ aus…
Nach ~14 km zu Fuß war dann auch schon Schluss für diesen Tag.
Den August starteten wir erstmal mit einem guten Frühstück und machten uns dann auf vermeintliche Hipparchia statilinus (Eisenfarbiger Samtfalter)-freundlichere Gebiete anzufahren. Als erstes Stand der Scheiben-See auf dem Programm und zwar das Nordufer – etwa ab Burg in Richtung Osten.
Von H. statilinus leider keine Spur aber Hipparchia alcyone (Kleiner Waldportier) und Hipparchia semele (Ockerbindiger Samtfalter) waren auch hier wieder munter unterwegs. Auch soll nicht unerwähnt bleiben, dass Iphiclides podalirius (Segelfalter) nicht nur hier am See sondern über alle drei Tage hinweg quasi überall erstaunlich gut unterwegs war. Selbst entlang richtig karger Äcker ist er uns mehrfach entgegengekommen- insgesamt waren es gut 50 Falter.
In Unterfranken haben wir zum Glück auch noch einige der wenigen Stellen wo er noch lebt, aber das sind nur kleine Naturschutzgebiete – fast keine Chance ihn irgendwo außerhalb zu beobachten.
Als nächstes ging es weiter zum südlichen Ufer vom Spreetaler See. Auch hier eine wunderschöne Landschaft und im Gegensatz zum Scheiben-See keinerlei Tourismus. Wir hatten die komplette Gegend für uns alleine. Im Schatten sehr vereinzelter junger Birken konnte man mühelos dutzende Hipparchia semele (Ockerbindiger Samtfalter) und sogar einen Nymphalis antiopa (Trauermantel) (was zum Geier macht DER DA?) aufscheuchen und vereinzelt saß auch mal ein Hyponephele lycaon (kleines Ochsenauge) rum. An der Stelle wo der Weg direkt am See entlang verläuft hatten wir letztendlich Glück.
Ein Hipparchia statilinus (Eisenfarbiger Samtfalter) wurde von uns aufgeschreckt und versteckte sich wenige Meter weiter im Gras. Nicht gut genug – zumindest für ein Belegbild reichte es – was uns aber genügte, die Sichtung allein ist ja das eigentliche Abenteuer :).
Kaum war er im Kasten entfleuchte er auch schon hinter die „Zutritt verboten – Lebensgefahr“ Schilder, die überall entlang des Ufers sowie östlich des kompletten Weges aufgestellt sind. Über einen anderen Weg , der voll war mit abertausenden Ödlandschrecken (Blauflügelige und Rotflügelige?) ging es dann langsam wieder zurück zum Bob.
Da gerade mal Mittag war, beschlossen wir auch noch die zweite polnische Argynnis laodice (Östlicher Perlmuttfalter) Stelle anzufahren. Etwa nach einer Stunde Fahrt waren wir auch schon da. Ein wunderschönes dicht bewachsenes Waldstück mit jeder Menge Dost, aber leider völlig unzugänglich.
Da es hier leider keine Trampelpfade gab, blieb uns nichts übrig, außer vom Weg und vom unmittelbar daneben liegenden ausgetrockneten Bachbett aus zu spähen – leider hatten wir hier kein Glück und konnten keinen laodice entdecken. Aber immerhin ließen sich Issoria lathonia (kleiner Perlmuttfalter) (der die Tage überall zu Hunderten vertreten war) und Gonepteryx rhamni (Zitronenfalter) in sehr schönem Licht nieder, sodass die Kamera zumindest etwas zu tun bekam.
Wieder zurück in Spremberg-Gegend verbrachten wir den Nachmittag mit einer kleinen Wanderung durch die nördliche/Brandenburger Slamer Heide. Hipparchia alcyone (Kleiner Waldportier) fehlte hier fast völlig und sowohl Hipparchia semele (Ockerbindiger Samtfalter) als auch Nymphalis antiopa (Trauermantel) versteckten sich durchgängig im Schatten der Bäume.
Eigentlich hatten sie damit auch verdammt Recht – kein Lebewesen ist so verrückt bei der Hitze in der Bräte abzuhängen – naja einige Hyponephele lycaon (kleines Ochsenauge), ein Plebeius idas (Idas-Bläuling) und wir schon… 🙂
Nach insgesamt 18 km Schlendern an diesem Tag hat es uns aber dann auch gereicht.
So, Sonntag, der Tag der Abreise war da. Ab heute war, nicht nur für diese Gegend ein schlechter werdendes Wetter gemeldet, was sich im Nachhinein auch als völlig richtig herausstellte.
Da wir am Samstag mit Hipparchia statilinus (Eisenfarbiger Samtfalter), Hipparchia alcyone (Kleiner Waldportier) und Hipparchia semele (Ockerbindiger Samtfalter) immerhin schonmal 3 verschiedene Satyrini gesehen hatten, und der Kyffhäuser in Thüringen nur eine Stunde Umweg bedeutete, beschlossen wir noch zwei weitere zu besuchen – immerhin hat man ja nicht oft die Gelegenheit in Deutschland 5 verschiedene an einem Wochenende zu sehen.
Leider hatten wir vor Ort keine halbe Stunde Zeit, da eine fette Gewitterfront recht schnell auf uns zurollte. Dennoch gelang es uns in der kurzen Zeit zumindest einige Belegbilder von der Nummer 4 – Minois dryas (Blauäugiger Waldportier) von dem wir etwa 10 gesehen haben
sowie von der Nummer 5 – Chazara briseis (Berghexe) (unter 10 Falter) zu machen. Das Bonusziel war erreicht! 🙂
Was uns sehr wunderte war, dass Pontia edusa (östlicher Resedafalter) mit ganzen 5 Faltern vor Ort war. Bereits Ende Mai konnten wir an der selben Stelle 2 Falter beobachten, die Art fliegt allerdings sehr selten so weit in den Westen. Offenbar konnte sie sich 2020 sehr erfolgreich ausbreiten.
Wir waren kaum wieder am Bob, um die restlichen 2 Stunden runterzufahren, da fing auch schon der Regen an. Daraus wurden unterwegs richtig heftige Regenfälle, inkl. einiger Blitze und Donner aber wir kamen wohlbehalten daheim an – dann wieder im prallsten Sonnenschein!
Bilanz:
- 5 Argynnis laodice
- 5 verschiedene Satyrini
- 5 Pontia edusa
Servus,
sind auch erst gestern erst von unserem paar Tage Trip aus dem Süden zurück. Ist jetzt viel zu heiß am Kaiserstuhl. Aber massig viele dryas und fagis waren dort unterwegs. Viele Bilder, Zeitlupen und Filme (fagi offen ist mal nicht so trivial). Daneben noch recht frische parthenoides haben uns sehr gefreut. Die anderen 30 Arten (darunter semele, tithonus, quadripunctaria usw) mögen mir verzeihen, dass sie hier nicht genannt werden. Und weil es uns so geht wie euch, waren beim Heimweg über Hinterzarten noch optilete und daphne drin. Daphne zwar nicht mehr frisch aber wie sagtest du, die Sichtung alleine efreut. Morgen oder übermorgen werden wir wohl briseis, semele und antiopa in Thüringen besuchen. Die antipas saugen jedes Jahr an der der gleichen blutenden Birke und an der gleichen saftenden Pappel. Das macht die Sache einfach.
Übrigens hat Tristan P.edusa vor etwas zwei Wochen am Mäusberg erwischt. Das ist mal ziemlich im Westen.
Hoffentlich wird der Winter lang, kalt und schneereich, um unsere ganzen tollen Sachen von 2020 hübsch zu verarbeiten.
Die Geschichte von euch legt nahe, dass ich a.) den vor-vor-Ruhestand anstreben sollte und b.) wir einen Bob brauchen.
Cheers
Robert und Martina
Howdy Ihr beiden! Schön zu hören, dass Ihr auch schöne Abenteuer hattet! 🙂
Zu C. briseis und H. semele wollen wir auch nochmal in die Rhön, wird aber wahrscheinlich kommendes WE.
Dieses WE am Sonntag versuchen wir evtl unser Glück mit P. cirsii im Steigerwald.
Und dann ist auch schon langsam wieder rum… Naja die nächste Runde kommt bestimmt! 🙂
Tristan hat uns schon seinen P. edusa Fund mitgeteit, das ist wirklich schon sehr erstaunlich wo sich die Art dieses Jahr so rumtreibt.
Sind schon auf Eure Videos gespannt! 🙂
So ein Bob ist ein echt tolle Sache 😉
Liebe Grüße und Cheers!