Die Tagfalter sind wieder da!
Nein nicht erst seit jetzt, aber gerade in den letzten Tagen konnten wir immer mehr neue Arten für das Jahr 2020 entdecken.
Den ersten frischen Tagfalter, einen Callophrys rubi (Grüner Zipfelfalter), hatten wir erst am 02. April – was nicht wirklich zu spektakulär ist,
ein erster Frischer im März ist in den meisten Jahren schon drin.
Allerdings fahren wir momentan Covid-19/Corona Pandemie bedingt auch nicht die etwas entfernteren, wärmeren Gebiete in Unterfranken an, wahrscheinlich flogen sie dort sogar deutlich früher. Ehrlich gesagt ist es aber auch in den „kühleren, saftigeren Gebieten“ schon viel zu warm!
Am 10. April konnten wir bereits den ersten Scolitantides orion (Fetthennen-Bläuling) beobachten. Das ist schon ziemlich früh – unser Rekord liegt beim 09. April 2017,
die Hauptflugzeit liegt hier eigentlich eher so um Anfang Mai.
Am selben Tag konnten wir auch immerhin schon 5 Iphiclides podalirius (Segelfalter) zählen, auch hier liegt unser persönlicher Rekord beim 09. April 2017.
Ebenfalls am 10. April begegnete uns auch der erste Boloria dia (Magerrasen-Perlmuttfalter), bisheriger Rekord war der 13.04.2014 – das ist schon knackig früh für unsere Ecke.
Hamearis lucina (Schlüsselblumen-Würfelfalter) hatte dieses Jahr offenbar auch einen ziemlich frühen Launch in Unterfranken.
So sahen wir am 16. April bereits 5 Falter, immerhin nochmal 4 Tage früher als im sehr guten Schmetterlingsjahr 2014.
Auch Coenonympha pamphilus (Kleiner Heufalter) zeigt sich bereits am 16. April, was sogar 5 Tage früher ist als unser bisheriges Frühchen am 21.April 2014.
Weder Pyrgus malvae (Kleiner Würfel-Dickkopffalter) noch Erynnis tages (Kronwicken-Dickkopffalter) hatten einen außergewöhnlich frühen Start.
So sahen wir 2020 den ersten P. malvae am 16. April und den ersten E. tages sogar erst am 23.04.2020 – beide hatten wir 2014 bereits am 06.04, was allerdings so richtig früh ist.
Am 23.04. waren schon einige Colias alfacariensis (Hufeisenklee-Gelbling) unterwegs, eine Art die man im April auch nicht wirklich oft zu Gesicht bekommt.
Uns ist das bisher erst einmal am 20.04.2014 gelungen.
Ebenfalls am 23.04. konnten wir auch schon einen Cupido minimus (Zwerg-Bläuling) erspähen – unser bisher Frühster flog am 19.04.2014.
Ein Aricia agestis (Kleiner Sonnenröschen-Bläuling) sonnte sich ebenfalls am 23.04.2020 – die Art fliegt in warmen Frühjahren zwar gelegentlich schon im April, für uns allerdings die erste Sichtung in dem Monat. Das erste Maidrittel ist da für gewöhnlich schon realistischer.
Der Hammer vom 23.04. war allerdings ein Glaucopsyche alexis (Alexis-Bläuling). So früh hatten wir die Art noch nie – das Früheste bisher war der 27. April 2018,
was ebenfalls schon verdammt früh ist. Die bisherige früheste bayernweite Sichtung ever laut „Tagfalter in Bayern“ war ebenfalls der 23.04 (im sehr warmen Schmetterlingsrekordjahr 2007; Malkmus) –
auch in Unterfranken.
Am Freitag den 24.04.2020 flogen bereits vier Glaucopsyche alexis (Alexis-Bläuling) umher – der eine am Vortag war also offenbar kein Ausreißer.
Lasiommata megera (Mauerfuchs) ist auch schon recht ordentlich unterwegs – bei der wärmeliebenden Art allerdings auch nicht gerade verwunderlich.
Ein irrefrüher Lysandra bellargus (Himmelblauer Bläuling) setzte sich uns am 24.04.2020 in den Weg. Die früheste Sichtung ever ist laut „Tagfalter in Bayern“ vom 23.04.
Wir selbst haben die Art bisher noch nie im April gesehen.
Araschnia levana (Landkärtchen) hat auch schon ausgeschlafen – die Art konnten wir schon mehrfach früher beobachten – z.B. 2014 bereits am 06.04.
Von Scolitantides orion (Fetthennen-Bläuling) konnten wir am 24.04. noch immer nur eine Einzige sehen. Das ist schon ziemlich bedenklich.
Wir fanden zwar auch um die 20 Eier, aber die Zahlen sind, wie auch schon im Jahr 2019 zu niedrig.
Auch scheint sich der Standortwahl der Eiablage in schattigere Bereiche des Habitats verlagert zu haben – das war ebenfalls schon im Vorjahr so.
Die ursprünglich am Besten bewohnte sonnenbeschienene Mauer war (bisher) in beiden Jahren falter- und eierfrei 🙁
Gerade bei den kleinen Tieren, auf die leider kaum jemand achtet kann man deutlich sehen wie der Klimawandel mit den immer neuen „Hitzerekorden“ seinen Tribut fordert!
Die Tiere fliegen, wohl hauptsächlich wegen der Wärme im Frühling immer früher los, als normalerweise üblich. Allein schon weil die Futterpflanzen dem irren Tempo bei der Hitze und das noch ohne Wasser nicht folgen können, gerät das Gleichgewicht immer weiter aus den Fugen. Es ist eigentlich schon längst absehbar, dass da nichts mehr zu retten ist. Sowas will natürlich keiner hören, aber scheinheiliger Aktionismus alleine wird das auch nicht ändern können. Der beste Weg noch irgendetwas zu reißen, wäre vermutlich ein weltweiter Full-Stop (und auch dann müsste die Lawine erstmal zum Stillstand kommen), aber nachdem das nichtmal Covid-19 hinkriegt, ist das doch sehr utopisch.
Genießt und wertschätzt die Natur solange sie noch da ist!
Besser wird es bei den sich häufenden traurigen Rekorden sicher nicht mehr!
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